In einer alten Kiste habe ich ein 30 Jahre verborgenes Relikt gefunden: Einen alten Mercedes L6600 LKW mit 2 Anhängern, welcher in den 90er Jahren für die Firma Idee+Spiel gefertigt wurde. Das Relikt hatte sich in einem alten Umzugskarton verborgen, welcher sich jahrzehntelang versteckt hielt.
Nun ist das Modell wesentlich besser geraten, als die allseits bekannten Wiking Modelle. Es waren auch diverse Zurüstteile wie Spiegel, Mercedes-Stern usw. dabei.
Einzig störend war die Idee+Spiel-Werbung auf den beiden Anhängern – das passte so gar nicht in die Zeit dieses Fahrzeuges aus den 40er Jahren. Und die Planen sahen auch sehr plastikmässig aus.
Irgendwo in den Weiten des Internets habe ich einen Trick entdeckt, wie man mit einfachen Mitteln realistische Planen selbst herstellen kann:
Man nehme eine normales Papiertaschentuch, welches aus mehreren Lagen besteht. Wir benötigen aber nur 2 Lagen. Diese lassen sich mit einem spitzen Gegenstand (ich nehme ein Cuttermesser), am Besten voneinander trennen.
Auf die ursprüngliche Plastikplane (haben wir keine, dann reicht ein Unterbau aus Styrodur o.ä. – nachher ist er eh nicht mehr zu sehen), stülpen wir Frischhaltefolie. Diese dient dazu, die Plane nach den folgenden Arbeiten wieder vom Untergrund ab zu bekommen. Unser Papiertaschentuch kommt drüber.
Nun gibt es einige Mittel, damit das Papiertaschentuch sich an den Untergrund schmiegt – ich habe einfach verdünntes Weissleim genommen und das Taschentuch damit so satt getränkt, dass es sich problemlos an den Untergrund – unsere Plastikplane – anformt.
Das „Gebilde“ sollten wir 2-3 Tage trocknen lassen, sodass der Leim fest wird.
Am Schluß das Ergebnis mit grauer Farbe einstreichen und nach getrockneter Farbe von der Folie trennen. Fertig ist die realistische Plane.
Natürlich sollten man auch das Modell ein wenig patinieren – ich habe dazu grösstenteils Trockenfarben verwendet. Ein wenig Farbe an Blinkern, Rückspiegel und an den Radreifen, sowie schwarz/weisse Kennzeichen gemäß der damaligen Besatzungszone, welche bis 1956 in Deutschland zum Einsatz kamen. (siehe dazu auch meinen Beitrag über KFZ Kennzeichen)
Wozu braucht man Führerstandsmitfahrten auf der Modellbahn? Auf dem ersten Blick eine nette Spielerei – aber auf den zweiten Blick eine durchaus sinnvolle, wenn nicht sogar notwendige, Funktion.
Ich selbst besitze eine kleine Kamera, welche eigentlich als Überwachungskamera gedacht ist. In Spezialistenkreisen nennt man das auch einen „Chinawürfel„, weil die Kameras meist für kleines Geld (<50€) im „Reich der Mitte“ gefertigt werden. Die Qualität ist eher mässig – reicht aber für das Ein- oder Andere Video. Hier mal ein Beispiel mit Führerstandsmitfahrten meiner Schmalspurbahn:
Nun haben solche Führerstandsmitfahrten durchaus ihren Spielreiz – eine Fahrt mit einer Modelllok auf einem Tablet/Smartphone oder PC Bildschirm mitzuverfolgen macht schon Spaß.
Wer sein Geld als Influencer und/oder Videofilmer verdienen will, für den ist natürlich eine professionelle Kamera für Führerstandsmitfahrten ebenfalls unabdingbar.
In Nächternhausen hatte ich aber einen ganz anderen Grund für Führerstandsmitfahrten: Bei einem Besuch befreundeter Modellbahnkollegen hatte einer eine Minikamera dabei – und ihr glaubt nicht, was ich alles im Untergrund gefunden habe:
Hier wurde ein ganzer Güterwagen im Untergrund zwischen zwei Gleisen gefunden. War wohl der letzte eines Zuges, sodass der Wagen nie vermisst wurde. Und er fiel genau zwischen die Gleise, sodaß es auch zu keiner Kollission kam.
Daneben wurden inzwischen im Untergrund Haftreifen und diverse Kleinmaterialien gefunden!
Eine Kamera eignet sich nicht nur für Führerstandsfahrten und Videoaufnahmen, sondern besonders für die Kontrolle und Überprüfung der nicht sichtbaren Fahrtstrecken.
Lösungsübersicht
Die Anforderungen sind natürlich grundsätzlich unterschiedlich – je nachdem, welchen Schwerpunkt ihr habt. Für gestochen scharfe Videoaufnahme ist sicherlich eine handelsübliche, richtige Videokamera sinnvoll, während für dauerhafte Führerstandsmitfahrten eine professionelle, im Modell integrierte Kamera mehr Sinn macht1wer sich dafür interessiert: Da gibt es auch viele Eigenbauten – einfach mal danach suchen.
Tatsächlich sind die Mitfahrten in obigem Video mit einer solchen einfachen Kamera entstanden2Für die anderen Aufnahmen habe ich allerdings eine professionellere Kamera, eine Panasoic VX989 – die passt aber auf keinen Wagen.
Einfache Kameras auf Niederbordwagen
In Nächternhausen verwende ich eine einfache Überwachungskamera – diese hier.
Wie man auf obigem Video sieht, ist die Qualität besser als man denkt – immerhin hat die Kamera unter 50€ gekostet. Der gesamte Videostream wird dabei auf eine SD Karte gespeichert und kann zusätzlich über eine App per WLAN abgerufen werden. Achtet bei der Auswahl der Kamera nur darauf, das auch ein Autofokus vorhanden ist.
Die Kamera wird auf einen Niederbordwagen montiert und liefert so über ca. 30 Minuten auch ein recht passables Bild einer Führerstandsmitfahrt. Aufgeladen wird die Kamera über einen normalen USB Adapter.
Für sporadische Überprüfung der unterirdischen Strecken und gelegentliche Führerstandsmitfahrten reicht eine normale, kleine Überwachungskamera
Benötigt man längere Aufnahmezeiten, kann man noch einen zweiten Wagen mit Powerbank mitlaufen lassen. Leider kann man die Kamera nicht über die App ein- oder ausschalten – dafür liefert sie aber einen Autofokus und einen Nachtsichtmodus. Letzterer allerdings nur mit mässig guter Qualität und ohne Farbe. Aus diesem Grund verwende ich zusätzlich eine kleine LED Kamera zur Beleuchtung.
Integrierte Kamera
Einige Hersteller haben das Potential erkannt, und bieten inzwischen auch spezielle Kameraloks an. Dabei ist die Kamera meist im Führerstand mit verbaut. Nebenstehend ein Beispiel von Roco
Wer sich im Netz umschaut, findet aber auch Wagen mit integrierten Kameras – meist handelt es sich dabei um Steuerwagen. Der grosse Vorteil ist natürlich, das keiner die Kamera sieht – der Nachteil sind sowohl der Preis als auch die fehlende Flexibilität beim Einsatz.
Professionelle Kameras
Es gibt inzwischen professionelle Kameras – oft s.g. Action Cams – wie die Polaroid Cube Plus, die Sony HDR AZ1, oder Sony FDR-X3000. Alle in der Preislage ab ca. 250€. Diese habe ich selbst nicht ausprobiert, aber angeblich passen diese genau auf einen Niederbordwagen. Findige Bastler haben auch mittels 3D Druck spezielle Niederflurwagen speziell z.B. für die AZ1 entwickelt. Falls ihr euch dafür interessiert, empfehle ich eine etwas intensivere Suche – je nach Anlage passen diese Kameras gerade noch so ins s.g. Lichtraumprofil. Hier ist natürlich insbesondere Bildqualität und Autofokus kein Thema. Vor allem begeistert sicherlich die Möglichkeit, die Kamera während der Fahrt zu fokussieren.
Für größere Anlagen, Ausstellungen und Modellbahnclubs empfiehlt sich eine „Action Cam“. Diese sind klein genug, um auf einem Niederflurwagen montiert zu werden und können auch über eine Smartphone-App gesteuert werden.
4yg – so heißen die Umbauwagen der frühen DB die in der Epoche IIIa durch Umbau anderer Wagen entstanden. Vom Umbau – genauer gesagt vom Einsatz gebrauchter Fahrzeuge auf der Anlage will ich euch hier einmal berichten.
Manchmal sieht man mich durchaus auf Modellbahnbörsen – und was wäre eine solche Börse, ohne dass man nicht auch das Ein- oder Andere „Schätzchen“ dort ergattert. So hatte ich letztens wieder das Vergnügen und konnte mich eines Pärchens von 4yg-Personenwagen der Firma Roco aus den späten 80er Jahren nicht erwähren.
Da die Puffer und Zurüstteile gefehlt hatten, konnte ich die beiden auch noch sehr günstig erstehen. Aber was mache ich mit 2 Neuzugängen?
Die Erfahrung mit solchen alten Schätzchen hat mich gelehrt, diese immer erst einer genaueren Untersuchung zu unterziehen, bevor diese auf der Anlage ihrer Runden drehen dürfen. So können Entgleisungen und unliebsame Überraschungen vermieden werden.
Hier mal meine Vorgehensweise – nicht alles davon müsst ihr beachten, denn nicht jeder patiniert seine Wagen oder verwendet eine Innenbeleuchtung.
Konkret habe ich folgende Vorgehensweise:
Zerlegung des Fahrzeugs in die Einzelteile
Überprüfung von Radsätzen und Drehgestellen
Farbgebung von Inneneinrichtungen bei Personenwagen anpassen
Personenwagen mit LED Innenbeleuchtung versehen
Personenwagen um Figuren erweitern
Kupplungen justieren
Wagen auf der Anlage testen
Erweiterungssätze hinzufügen z.B. Griffstangen
Abschlusspatinierung
Dokumentation und Integration in die Steuerungssoftware
Vor Einsatz gebrauchter Wagen und Fahrzeuge auf der Anlage, empfiehlt sich eine genaue Untersuchung, Reinigung und Optimierung der Fahrzeuge.
Zerlegung
Am Anfang zerlege ich die Fahrzeuge in ihre Bestandteile. Bei Güterwagen ist dies in der Regel nicht erforderlich – außer diese sollen auch patiniert werden. Wohl aber bei Personenwagen. Dabei werden oft schon erste Problemfelder wie fehlende Rastnasen oder defekte Radsätze sichtbar.
Wie die Zerlegung funktioniert habe ich schon beim Artikel über LED Streifen gezeigt1übrigens auch mit einem 4yg. Wichtig: Beschriftet die Seiten und Teile für den späteren Zusammenbau! Auch wenn die Teile gleich ausschauen, unterscheiden sie sich z.B. die Fensterfronten oder die rechte und linke Seite! Markiert euch auch, ob das Dach links oder rechts aufsitzt, und ob die Sitzbänke links oder rechts sind.
Radsätze
Nur selten hat man ein unbenutztes Modell ersteigert – meist sind die Radsätze verschmutzt, und müssen als erstes gereinigt werden. Ich nutze dazu einen Ultraschallreiniger mit Reinigungsflüssigkeit2Octopus Ultraschallreiniger Konzentrat . Hartnäckiger Schmutz muss allerdings später doch noch mit Isopropylalkohol entfernt werden – je nach Bohrmaschine lassen sich die Radsätze auch in einen Bohrkopf einspannen, was die Reinigung natürlich wesentlich vereinfacht. Bitte kein Schleifpapier verwenden oder maximal 800er!
Nach der Reinigung werden die Radsätze gesichtet. Auch prüfen, ob sich u.U. die Radsätze verschieben lassen. Im Bild seht ihr sowohl oben einen Radsatz der sich frei auf der Achse bewegen lässt, als auch links einen Radsatz dessen Radreifen sich einfach ablösen lässt. Deshalb müssen wir die Radsätze aber nicht wegwerfen – das lässt sich alles reparieren.
Defekte Radreifen klebe ich mittels Sekundenkleber. Jedes Rad wird danach mittels Messlehre auf Einhaltung des „Radsatzinnenmaß“ geprüft. Wie schon weiter vorne beschrieben sind das bei mir genau 14,6 mm. Mittels eines Schraubstocks lassen sich die Räder genau justieren. Räder die nicht absolut fest sitzen erhalten an der Achse einen Tropfen Sekundenkleber – danach sitzt das Rad bombenfest auf der Achse.
Innenräume und Patina
Nach den Achsen kommt die Airbrush zum Einsatz – zum Thema Patina muss ich mal bei Gelegenheit was schreiben. Da bin ich allerdings auch selbst nicht so der Meister drin – einige Hinweise dazu finden sich aber auch im Bericht zur Beladung von Güterwagen.
Ganz oben auf dem Bild habt ihr gesehen, dass die Inneneinrichtungssätze von Roco damals ein absolut grauenhaftes Ei-dottergelb aufwiesen. Das stimmt aber nun wirklich überhaupt nicht mit der Realität überein. Tatsächlich waren die Innenräume in einem braunen Holzton mit roten Sitzbezügen.Hier muss man nicht zu genau sein – nachher sieht man nicht mehr allzu viel von den detaillierten Arbeiten – wichtiger ist die Wagen auch gleich mit einigen Reisenden zu bevölkern – in Epoche IIIa gab es noch viele Menschen die mit der Bahn fuhren!
Die Dächer und auch die Verschmutzung der Außenhaut wurde bei der Gelegenheit natürlich auch gleich mit gemacht – davon aber wie gesagt später einmal mehr.
Beleuchtung
Wie ich mittels LED Streifen meine Wagen beleuchte, habe ich ja schon an anderer Stelle beschrieben. Und es kommt kein Wagen auf der Anlage zum Einsatz, ohne auch gleich die passende LED Beleuchtung mit verpasst zu bekommen. Von Roco gab (und gibt es hoffentlich auch noch) die hier gezeigten Kupferstreifen. Die sind eigentlich für die s.g. Hechte von Roco. Aber wenn man eine Rastnase am Drehgestell abbricht, welches für die Originale vorgesehen waren (die habe ich nämlich nicht mehr im Handel gefunden), dann kann man auch diese Streifen hier verwenden.
Ich verwende immer ein Drehgestell für die Aufnahme eines Pols. Daher muss ich nur ein Kabel nach innen ziehen. Bei den 4yG geht dies ideal mit einem 1mm Bohrer mit dem man durch den Zapfen des Drehgestells bohrt.
Die 4yg haben 2 Toiletten, in welchem wir 2 x 500 uF Stützkondensatoren unterbringen können. Dazu müssen die Toiletten ein wenig „aufgebohrt“ werden um die Kondensatoren aufnehmen zu können. Die Fenster waren früher satiniert – es reicht also weißes Papier ans Fenster zu kleben. So sind dann auch die Kondensatoren nicht mehr sichtbar.
Verschaltung und Anschluss der LED Streifen findet ihr in diesem Bericht.
Ersatzteile
Die Puffer der 4yg müssen allesamt fixiert werden – die fallen nämlich schon bei purem Anschauen heraus. Ich verwende dazu UHU Kraft Flex und Clean, der transparent austrocknet. Leider gibt es ihn wohl nicht mehr vom Hersteller3 – UHU Flextube ist wohl der Nachfolgerkonnte ich aber selbst noch nicht ausprobieren – meiner reicht noch :-). Die fehlenden Puffer habe ich mittels 3D Drucker nachgedruckt – bei Interesse gerne melden.
Auch die Griffstangen werden bei der Gelegenheit mit nach gearbeitet
Maß halten
Zu guter Letzt solltet Ihr noch das Höhenspiel der Kupplungen prüfen. Einige Wagen habe ich mit Starrkupplungen ausgerüstet – der größte Teil ist aber trennbar mit Kadee Kupplungen ausgestattet. Die Lehre ist selbst gebaut – erfüllt aber ihren Zweck4und wer genau hinschaut, sieht, dass sich hier noch ein 3yg dazwischen gemogelt hat...
Einsatz
Zum Schluss geht es zum Einsatz auf die Anlage. Auch hier muss der Wagen erstmals seine Runden drehen und auch die schwierigen Passagen, wie das Zurück drücken im Schattenbahnhof, bestehen. Dabei habe ich dann auch noch zu kurze Kupplungen gefunden oder zu dicke Puffer, welche sich verhakt haben. Aber die beiden Schätzchen sind jetzt im Verbund mit den schon vorhandenen 4yg echt original anzuschauen – schaut selbst:
Nacharbeiten
Wer will, kann jetzt noch zusätzliche Patinierung und Farbgebung an den Wagen durchführen. Ich mache das immer erst nach etwas längerem Einsatz und verwende dazu Trockenfarben.
Ebenfalls erhalten bei mir alle Wagen eine laufende Nummer und müssen auch in die Steuerungssoftware (Traincontroller) übernommen werden. Die laufende Nummer wird einfach mit einem kleinen Papierrest unter den Wagen geklebt.
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