Artikel aktualisiert am 21.01.2024
Vorgeschichte
Schon lange hatte ich mit den Vorserien der Schienenbussen, den VT95, geliebäugelt – passen diese ab 1950 eingesetzten “Unikate” doch gerade noch in die von mir gewählte Modellbahnepoche IIIa.
Vor vielen Jahren gab es diese, auch Uerdinger Schienbusse genannten Fahrzeuge für kurze Zeit auf dem Modellbahnmarkt.
Zwischenzeitlich wurden die Formen Ende Dezember von einem Händler tatsächlich neu aufgelegt. Nun bin ich selbst kein Freund von Onlinehändlern, oder Firmen wie Busch, welche nur über wenige ausgewählte Händler ihre Feldbahnprodukte anbieten1das ist übrigens auch der Grund, warum meine “Feldbahn” auf H0e und nicht H0f Gleisen fährt, allerdings handelt es sich hier auch nicht um einen “reinen” Onlinehandel, da es ein Ladengeschäft in Kamen gibt. Wenn wir als Modelleisenbahner nur noch bei Händlern einkaufen, dann ist das irgendwann der Tod unseres geliebten Hobbies, weil dann die erfahrenen Händler, welche ja auch Anfänger unterstützen, das Nachsehen haben.
Bisher hatte ich nur mit einem KlV 20 in der Ausführung der Höllentalbahn mit diesem Händler Erfahrungen. Aber der VT hatte es mir dann doch angetan. Hinzu kommt, dass zwar die Formen übernommen wurden, der elektrische Teil aber vollständig neu ist.
Unboxing
So nennt man das ja neuerdings, wenn man das Teil frisch aus der Schachtel holt. Interessanterweise gibt es seitens des Händlers – Modellbahnunion – insgesamt 10 Beschriftungs- und Ausführungsvarianten an.
Für mich kam natürlich nur die Version 1 (mit nur einer Tür) und der Beschriftung von Kempten in Frage.
Diese Vielfalt gleich bei Veröffentlichung kenne ich sonst von anderen Herstellern nicht – dort muss man oft Jahre auf die jeweilige DRG oder DB Variante warten. Allerdings sind es auch nur zwei Formvarianten – jeweils mit einer oder zwei Türen.
Das Modell lässt sich ziemlich einfach nach Bedienungsanleitung durch Herausziehen der Kupplung und Spreizen der Chassis öffnen. Neben der Bedienungsanleitung gibt es allerdings nur wenig Information:
Auf einem 2. Blatt findet sich die (umfangreiche) Funktionsliste und auf dessen Rückseite die CV Parameter für die wichtigsten Werte wie Lautstärke und Basis-CV. Leider erfährt man nur beim Öffnen des Modells, dass es sich hier um einen Zimo MS580 Decoder2ich vermute ein MS580N18 aufgrund der Next18 Schnittstelle handelt. Bei einem anderen Modell hätte ich mich geärgert, da ich z.B. für Entkupplungsfunktionen die Funktionstastenbelegung änderen muss.
Es liegen mehrere Kupplungen u.a. für VT-Anhänger. Für den vorbildorientierten Modellbahner empfiehlt sich allerdings keine Standard-Hakenkupplung: Da aus Vereinfachungsgründen beim Original LKW Kupplungen verwendet wurden, konnte der VT nie mit normalen Wagen gekuppelt werden.
Auf dem Gehäuse findet man eine Reihe DIP Schalter. In der Bedienungsanleitung findet sich zwar der Hinweis darauf, dass diese Schalter für DCC alle auf OFF stehen müssen – aber wer genau hinschaut sieht: Die stehen nicht alle auf OFF. Und wer analog fährt, der hat spätestens jetzt ein Problem, denn welcher Schalter für welche Funktion im Analogbetrieb zuständig ist, steht in keiner Anleitung!
Für alle die an den Schaltern mal rumprobiert haben: Hier die – funktionierende – Belegung für DCC:
Auf der anderen Seite des obigen Bildes findet sich der Lautsprecher für den Sound im “Toilettenbereich”. Passt gerade so da hin – zum Sound später mehr.
Wenn ich nun das Teil schon einmal geöffnet habe, sollten natürlich auch ein paar Figuren rein. Patinierung mache ich erst später – allzu lange waren die VT nicht in Betrieb, haben also auch nur wenig “Dreck” angesetzt.
Fahren
Der VT hat nur 2 Achsen – und damit auch nur 2 Stromabnehmer pro Seite. Positiv fällt auf, das der Hersteller dem Fahrzeug s.g. GoldCap Kondensatoren spendiert hat.
Das Modell setzt sich ruckfrei mit der Mindestgeschwindigkeit in Bewegung. Im Analogbetrieb dürfte der Auslauf allerings nicht sehr groß sein.
Sound
Der Sound ist wirklich genial gut – und dem Original (soweit ich das beurteilen kann) – sehr gut nachempfunden. Hier mal ein kleines Video des VT in Nächternhausen (leider habe ich kein Hochleistungsmikro – deshalb kommt der Sound nicht so ganz gut rüber)
Insgesamt hat der Decoder 28 Funktionen 3wobei ich mich bei dieser Funktionsvielfalt frage, wie man ohne Softwaresteuerung diese noch alle nutzen will, davon alleine 20 sound-orientierte Funktionen.
Der Sound ist wirklich toll geworen – leider kommt das nicht so detailliert oben im Video heraus. Auf der Webseite des Händlers kann man unter diesem Link den Sound wesentlich besser hören.
In Abhängigkeit von der Anlagengröße kann man die maximale Lautstärke über die CV 395 ruhig einiges runter drehen.
Funktionen
Der Decoder bietet 28 Funktionen – davon alleine 20 Soundorientierte Funktionen. Warum man allerdings dem Modell eine dermassen spartanische “Bedienungsanleitung” beigelegt hat – selbst auf der Webseite gibt es keine bessere Darstellung – kann ich nicht verstehen. Das die Qualitätssicherung fehlt, zeigen auch die Druckfehler auf den insgesamt 4 DIN A5 Seiten. Einige Funktionen sind auch erst nach mehrmaligem Ausprobieren zu verstehen. Die “Lichtunderdrückung Führerstand“4ist nicht mein Schreibfehler, sondern in der Dokumentation genau so aufgeführt der Führerstände schaltet nämlich gleichzeitig das jeweilige Front- bzw. Rücklicht mit aus, und nicht nur die Führerstandsbeleuchtung. M.E. eine total sinnlose Funktion, fuhr der VT doch fast nie mit Anhängern. Dafür schaltet die Funktion “Führerstandbeleuchtung” mit der Fahrtrichtung um.
Was die Funktion “Speedlock” bedeutet, konnte ich noch nicht herausfinden. Schön dagegen der Fehlstart (hört man auch in meinem Video). Absolut unsinnig ist die “Ansage“, die immer davon ausgeht, dass der Triebwagen auf “Gleis 1” abfährt.
An einigen Stellen hat man den Eindruck, dass hier die Funktionsvielfalt des ZIMO Decoders einfach ausgereizt werden sollte5warum sollte man die “Bremse unterdrücken”?.
Überhaupt wird man Schwierigkeiten haben, alle Funktionen zu nutzen. Das geht eigentlich nur mit einer entsprechenden Steuerungssoftware – trotzdem sind einige Sounds kaum im realen Betrieb zu hören (z.B. das Öffnen der Türen)
Fazit
Das Modell selbst ist sehr ansprechend gestaltet – alleine der durchgehende Blick der mittels hochgelegtem Decoder erreicht wird, ist schon eine Leistung. Da nur 2 Achsen für die Stromabnahme zur Verfügung stehen, ist der zusätzliche Hochleistungskondensator sehr wertvoll. Das Maschinchen gleitet so anstandslos über die komplexesten Weichenstraßen.
Der Motorsound des Zimo Decoders ist erste Sahne – was für die restlichen Sounds, wie die ausschließliche Abfahrt in Gleis 1, oder kaum vernehmbares Öffnen der Tür – leider nicht zustimmt. Teilweise wurde die Funktionsvielfalt eindeutig übertrieben.
Negativ fällt die Dokumentation auf – weder findet man Informationen über die Funktionen der DIP Schalter im Analogbetrieb, noch über den verwendeten Decoder oder einige der komplexeren Funktionen.
Jedenfalls hat Nächternhausen jetzt endlich einen Schienenbus, der in den Tagesrandlagen sicher häufig zum Einsatz kommt!
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